Simulationsbasiertes Lernen mit Nursing Anne

München I 20.06.2018

Wir haben Nachwuchs bekommen! So erstaunlich es klingen mag, zwei Mitglieder unseres Lehrerteams – Christine Amend und Ramona Hammerl – sind Eltern geworden. Ihr „Kind" heißt Nursing Anne und ist eine Simulationspuppe, die es in sich hat. Anne kann nämlich sprechen, husten, vor Schmerzen schreien, hat einen messbaren Puls und sogar Blutdruck. Anne kann richtig krank werden, schwerste Verletzungen aufweisen und bei Bedarf zur Stomapatientin werden. Dass sie von den Pflege-Azubis stets adäquat gepflegt wird, darauf achten die „Eltern" sehr genau.

Die Simulationspuppe Nursing Anne, die die Krankenpflegeschule mit großzügiger Unterstützung der BKK ProVita erwerben konnte, ist in einem eigens für sie umgebauten und eingerichteten Raum der Schule untergebracht. Dazu wurde ein Patientenzimmer originalgetreu nachgebildet und mit Sachspenden aus dem Rotkreuzklinikum München ausgestattet. Einziger Unterschied zum „echten" Klinikraum: In einer Seitenwand wurde ein Spiegel eingebaut, der von der anderen Seite Einblicke gewährt, die Aufzeichnung von Pflegesituationen und die Fernsteuerung des Modell-Patienten erlaubt.

Christine Amend und Ramona Hammerl haben im Lehrerteam schon Anfang 2017 die Verantwortung für die Nursing Anne. Seither haben sie sich nicht nur in die Technik und Möglichkeiten des simulationsbasierten Lernens an der Puppe eingearbeitet, sondern auch wirklichkeitsnahe Szenarien für die Schüler entwickelt, mit denen typische Grundbausteine des Pflegealltags trainiert werden können. Dazu sind zunächst einmal genaue Lernzieldefinitionen notwendig. Um die neue Art des Lernens möglichst vielseitig und spannend zu gestalten, werden zu einer Pflegesituation – wie beispielsweise die Erfassung der Vitalzeichen – unterschiedliche Szenarien geplant. So werden die Schüler mit verschiedenen Reaktionen und Symptomen konfrontiert. Und während Fehler im praktischen Einsatz am Patienten auch in der Ausbildung zwingend vermieden werden sollten, sind sie bei der Pflege der Nursing Anne sogar erwünscht: Wird ein wichtiger Handgriff vergessen, meldet Anne sich unmittelbar oder aber der Fehler wird registriert und hinterher im sogenannten Debriefing, dem wichtigsten didaktischen Element, anhand der Videoaufnahme analysiert und besprochen. So führen die Fehler direkt zum gewünschten Lerneffekt und haben doch keine unerwünschten Folgen für den Patienten – denn Anne lässt sich jederzeit wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen.

Schülerin Catharina fand ihr erstes Simulationstraining an der Anne zwar ungewohnt, durch die Nähe zur Realität aber auch ausgesprochen hilfreich, um sich in die Situation gut hineinversetzen zu können. Auch die anderen angehenden Pflegekräfte im ersten Ausbildungsjahr beurteilten ihre erste Begegnung mit Anne als „komisch". Als wertvolle Erfahrung schätzen sie die Unterrichtseinheit jedoch alle ein, vor allem, weil sie als gemeinsames Praxiserlebnis mit dem gesamten Kurs nachhaltiger empfunden wird.

Derzeit entstehen weitere Simulationen, damit auch die Pflege-Azubis im zweiten und dritten Ausbildungsjahr künftig von dem Training profitieren können. Die Schule ist Mitglied im Simulationsnetzwerk für Ausbildung und Training in der Pflege und kann dadurch sowohl die Kompetenzen im Bereich des simulationsbasierten Lernens weiter ausbauen als auch auf Erfahrungen anderer Schulen zurückgreifen. Schon in naher Zukunft soll es in München mindestens fünf unterschiedliche Pflegesituationen geben, die mit der Nursing Anne durchgespielt werden können. Schon jetzt steht fest, dass die Puppe ein großer Gewinn für alle ist und das praktische Lernen von Grund auf verändern kann.


powered by webEdition CMS