Bestens auf Praxis vorbereitet mit neuer SIM-Station
München I 15.01.2024
Thi Thuy An Tran ist im zweiten Ausbildungsjahr und soll bei Patient Weimar den Nüchtern-Blutzucker kontrollieren. Eine Routineaufgabe - doch die angehende Pflegefachfrau ist aufgeregt. Herr Weimar ist nämlich eine Simulationspuppe im sogenannten Skills-Lab der und ihre Pflegetätigkeit wird heute zum ersten Mal per Kamera-Audio-System live in einen angrenzenden Raum übertragen und gleichzeitig aufgezeichnet. In diesem Raum sitzen ihre Kurskolleginnen und beobachten gemeinsam mit den Pflegepädagoginnen Gertrud Escher und Levana Doldi, wie An die Aufgabe meistert.
„Jetzt trinke ich nur noch Cola Zero und trotzdem ist mein Blutzucker so hoch“, beschwert sich der Patient, als er das Ergebnis erfährt. Der stellvertretende Schulleiter Frank Wiesemann beobachtet das wirklichkeitsnahe Szenarium durch eine Spiegelwand und leiht der Pflegepuppe, alias Herrn Weimar, seine Stimme. Die Auszubildende klärt den Diabetiker darüber auf, dass der Süßstoff zwar keine Kalorien enthält, aber andere negative Faktoren, wie appetitanregende Wirkung haben. Souverän weist die junge Frau ihn auf seine noch ausstehende Medikamenteneinnahme hin und gibt zudem Ernährungsempfehlungen.
Nachdem Thi Thuy An sich von ihrem Patienten verabschiedet hat, bittet ihre Kursleitung sie in den Übertragungsraum. „Wie ist es Ihnen ergangen?“, eröffnet Pflegepädagogin Doldi die Nachbesprechung mit der sichtlich erleichterten Auszubildenden. „Ich habe während meiner bisherigen Praxiseinsätze schon öfters den Blutzucker gemessen, aber mit einem echten Patienten fällt es mir leichter“, gibt diese zu. Anhand der Videoaufzeichnung geht Doldi auf konkrete Sequenzen ein. Sie hat Marker an den Stellen gesetzt, an denen die Pflegeauszubildende besonders gut reagiert hat. „Toll, dass Sie auf das Familienfoto auf dem Nachttisch reagiert haben“, lobt sie die soziale Interaktion mit dem Patienten. „Sie haben seine Bedürfnisse erkannt, haben ihn gut beraten und die Messung fachlich sowie hygienisch korrekt durchgeführt.“ Auch An’s Kurskolleginnen profitieren von der Übertragung mittels SIM-Station. „Natürlich ist die Außenperspektive immer leichter, aber ich habe gelernt, dass ich mehr auf die Umgebung achten soll, wie etwa die Colaflasche und das Foto auf dem Nachtkästchen“, stellt Kollegin Laura fest.
Simulationsbasiertes Lernen ist in vielen Bereichen, wie etwa im Rettungsdienst, bereits Standard. In der Pflegeausbildung hat die Methodik in den letzten Jahren ebenfalls Einzug gehalten. „Das Simulationstraining in einem fiktiven Patientenzimmer und an einer Hightech-Puppe, die sprechen, husten oder vor Schmerzen schreien kann und einen messbaren Puls und Blutdruck hat, birgt viele Vorteile“, bestätigt Doldi. „In der Realität stehen die Pflegeauszubildenden schnell vor schwierigen Aufgaben am Bett. Da ist es gut, vorab in einem geschützten Raum üben zu können“, ergänzt Kollegin Escher. Das Kamera-Audio-System SIM-Station hat den Lerneffekt auf eine neue Stufe gehoben. „Durch das gezielte Herauspicken von einzelnen Sequenzen und die gemeinsame Analyse profitiert die ganze Gruppe enorm. Simulationsbasiertes Lernen trägt nicht nur dazu bei, die Patientenversorgung und Patientensicherheit zu verbessern - sie gibt den Auszubildenden Sicherheit und Vertrauen in ihre Fähigkeiten und Kompetenzen“, pflichtet Wiesemann bei und freut sich bereits auf das nächste Simulationstraining.